Händel: Messiah Sopron – Einladung

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Georg Friedrich Händel kam im Jahre 1685, im gleichen Jahr wie Johann Sebastian Bach und Domenico Scarlatti auf die Welt. Händels Vater, der Hofchirurg Georg Händel, stand den frühen musikalischen Ambitionen seines Sohnes ausgesprochen kritisch gegenüber und fasste stattdessen eine juristische Karriere für Georg Friedrich ins Auge. Widerwillig hatte der Vater sich 1683 von seinem Dienstherrn, dem Herzog von Sachsen-Weißenfels dazu bewegen lassen, seinen talentierten Sohn eine Musikausbildung zukommen zu lassen. Er hatte immer mehr Interesse an Opern und mit 18 Jahren zog er nach Hamburg, wo er als Konzertmeister am Opernhaus arbeitete. In Hamburg entstand auch seine erste Oper („Almira”, 1705), der weitere Bühnenwerke folgten. 1706 erfüllte sich Händel den Traum vieler Kulturschaffenden seiner Zeit und begann eine vierjährige Italien-Reise, die ihn unter anderem nach Florenz, Neapel und Rom führte. Für kurze Zeit kehrte er nach Deutschland zurück, aber 1712 siedelte er sich in London an. Händel arbeitete 30 Jahre lang als Komponist und Unternehmer in London.
In diesem Zeitraum bekam er nicht nur von Erfolg, sondern erlebte er auch den Krach, die verschiedenen Intrigen und Launen von Primadonnen und Kastraten. Jedoch war die Beurteilung der von Händel unterstützten italienischen Oper sehr ambivalent, da das Publikum sowohl von wunderschönen Arien, als auch von den berühmten Opernparodien sehr begeistert war. Händel blieb der widersprüchlichen Gattung treu, obwohl er seine Oratorien, wie „Saul“, „Esther“, oder „Israel in Ägypten“ mit großem Erfolg uraufgeführt hatte.

Im Jahre 1741 stellte er zwei Opern vor, beide schwer gescheitert. Nachher wurde ihm klar, dass er auf eine einzige Sache verzichten muss: auf die Bühne. Nach dem Scheitern von seinen Opern hat aus der Beauftragung vom Prinz von Devonshire einen neuen Schwung bekommen. Es handelte sich um eine Benefiz-Konzertreihe in Dublin. So wurde in August – September 1741 innerhalb von einem Monat sein Werk Messiah fertig, das Händel nach Dublin mit sich genommen hat. Nach den Erfolgen in Dublin und später in London wurde die Aufführung des Werks in London zu Tradition; Händel selbst dirigierte es jährlich, um die Einnahmen für ein Waisenhaus zu spenden.
Im Gegensatz zu der allgemeinen Meinung ist Messiah weder eine Weihnachtsgeschichte noch eine Passion, das Werk hat sogar mit der Liturgie nichts zu tun. Es knüpft sich am besten an Anthem, das eine in der anglikanischen Kirche verwendete Chor-Kantate ist – das ist der Grund dafür, dass es so viele Chorsätze beinhaltet. Es weist keine Handlung auf, sein Text besteht hauptsächlich aus Prophezeiungen und Reflexionen aus der Bibel. Mit den Worten von Tibor Tillián: „Nach dem Text von Messiah ist es nichts Anderes, als ein mit weiten Worten und in vielen Lichtbrechungen vorgetragenes Bekenntnis; eine Passion, aus der die Handlungsmomente komplett fehlen, oder nur im Abglanz vorhanden sind.
Das Oratorium setzt sich aus zwei längeren Teilen und einem kürzeren Teil zusammen. Die ersten zwei Teile lassen sich weiter in drei-drei Einheiten teilen, während der dritte Teil ein gewisser lyrischer Epilog ist.
Der erste Teil sagt die Geburt von dem Erlöser voraus, später erzählt er sie auch mit Hilfe der Vorladung von der klassischen biblischen Geschichte, danach wird alles erzählt, was das Kommen Christi der ganzen Welt gegeben hat. Der zweite Teil ruft die Passion auf, den Tod und Auferstehung von Jesus, und am Ende das Angesicht von Christi: „Halleluja! Denn Gott der Herr, der Allmächtige, herrscht. Das Königreich dieser Welt ist geworden das Königreich unseres Herrn und seines Gesalbten; und er wird herrschen für immer und ewig König der Könige und Herr der Herren. Halleluja!“ Der dritte Teil handelt sich nicht um das Lob von der Auferstehung, sondern ist eine Reflexion über die Wiederkunft Christi. Obwohl die Erlösung erwähnt wird, singt der Bass-Solist über das Jüngste Gericht, auch der letzte Satz erwähnt das Lamm von Gott, das am Thron der Welt für ewig sitzt.
Vo Messiah ist keine fertige Version zurückgeblieben. Der Grund dafür ist, dass sich Händel – wie seine Zeitgenossen – pragmatisch zu seiner Musik gestellt hat und er sie immer an den Bedarf der Aufführungen angepasst und umgeschrieben hat. Dieser Fakt wird auch dadurch untermauert, dass es die Vortragenden der Zeiten zwischen Händel und unserer Zeit für nötig gehalten haben, das Werk umzuschreiben und zu modernisieren. Dies resultierte oft die Aufstockung des ursprünglichen Apparates (ein Orchester mit ca. 30 und ein Chor mit ca. 25 Personen) auf ein Vielfaches. Seit der Mitte des 20ten Jahrhunderts widerspiegelten die neu ausgegebenen Noten die ursprünglichen musikalischen Ideen. Trotzdem reicht es nicht für uns Interpreten nur die Geschichte des Werkes zu kennen, sondern wir sollen uns auch tiefer darin eintauchen und uns auf eigene Kenntnisse und Erfahrungen verlassen. So wird die Aufführung von diesem Oratorium und auch von den aus dieser Zeit stammenden Musikstücken immer individuell, immer aktuell, unser bestes Wissen widerspiegelnd.

Szabolcsi Bence – Tóth Aladár: Zenei lexikon II. (G–N). Főszerk. Bartha Dénes. Átd. kiadás. Zeneműkiadó, Budapest, 1965.
John Stanley: Klasszikus zene. Kossuth Kiadó, Budapest, 2006.
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Tallián Tibor: Messiás. Zeneműkiadó, Budapest, 1979.
Romain Rolland: Händel. Gondolat Kiadó, Budapest, 1965.
John Eliot Gardiner: Händel: Messiás (Hanglemez kísérőfüzet), Hungaroton, Budapest, 1983.